05.01.2020 13:11

Verkehr & Infrastruktur

Mobilitätskonzept vs Willkür

rote Karte

Das wichtigste Projekt im Mobilitätsausschuss 2015-2020 war die Erstellung eines Mobilitätskonzepts unter Einbeziehung der BürgerInnen.
Die Beteiligung der Bevölkerung war super - die Diskussionen im Ausschuss zur Festlegung der von allen Fraktionen getragenen Lösungen mühsam - bei der Umsetzung fühlt sich der Baustadtrat nicht ans Konzept gebunden.

Mobilitätsbefragung 2015 mit toller Beteiligung der Bevölkerung

Im Herbst 2015 fand die Mobilitätserhebung in Korneuburg statt. Neben Verkehrszählungen gab es auch eine umfangreiche Befragung der rd 6.000 Haushalte in Korneuburg - von denen 15 % auch tatsächlich Antworten abgaben.
Die Ergebnisse der Erhebung finden Sie hier auf der Gemeindehomepage.


Arbeit am Kompromiss - das Mobilitätskonzept

bis zum Herbst 2017 wurde dann unter der Leitung des Verkehrsplanungsbüros Traffix am Mobilitätskonzept gearbeitet.
In zahlreichen Diskussionen im Mobilitätsausschuss nahmen wir uns nicht nur die Zusammenfassung, sondern auch die zahlreichen Verbesserungsvorschläge, die im Rahmen der Befragung eingebracht wurden, vor. Vieles ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, weil eine politische Einigung nicht möglich war. Die Argumentation war nicht immer sachlich - oftmals gab's nur ein "geht net" zur Erklärung.

Dennoch konnten wir uns auf ein Mobilitätskonzept einigen, das einer Verkehrsmodellberechnung unterzogen wurde. Das Ergebnis: Wenn wir das Mobilitätskonzept konsequent umsetzen, können wir - trotz Wachstum der Stadt - die (KFZ)Verkehrsbelastung im Zaum halten.

Umsetzung - nach Gutdünken

Die Zuständigkeit für die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes wurde dann vom Bürgermeister zum überwiegenden Teil in den Bauausschuss verlegt.
Dem zuständigen Stadtrat ist das Mobilitätskonzept aber relativ egal - und BürgerInnenbeteiligung genauso lästig wie die Diskussion mit der Opposition.

Auch wenn zuletzt einige Projekte doch dem Mobilitätskonzept entsprechen, fehlt oft die Liebe zum Detail. BürgerInnen, die darauf hinweisen, mit einer raschen Korrektur und vielleicht auch mit einem "Danke" zu belohnen.. das ist leider oft zu viel verlangt! Die Liste der "vergessenen Kleinigkeiten" wird eher länger - und wer sich traut, auf ein Manko hinzuweisen, muss damit rechnen, ins Lächerliche gezogen zu werden.

Vor der Wahl auch Lobenswertes

Hakerl

Zuletzt - insbesondere knapp vor der Wahl - wurden doch auch einige Maßnahmen umgesetzt, die auch das Mobilitätskonzept als prioritär einstuft.

Erweiterung des Stadtbus-Taktes Linie 1 fährt nun im Halbstundentakt. Mehr dazu hier

*Radweg Wienerstraße Die Sanierung des Radweges auf der Wienerstraße und zuletzt auch die Ergänzung im Bereich des Musikfreundesaales wurde erfreulich rasch umgesetzt.

*Radweg Stockerauerstraße Dass die Entfernung der Hürde beim Bahnübergang letztlich doch gelungen ist, war eines der Highlights für RadlerInnen in Korneuburg in den letzten Jahren. Auch die Verlängerung des Radweges bis zum EKZ/Hofer ist erfreulich

* Radweg Bankmannring-BH verdankt seine rasche Umsetzung den Aufgrabungen für den Fernwärmeanschluss.

Vermisst: Die Liebe zum Detail

auch bei den "lobenswerten Projekten" wäre eine Diskussion der Planung manchmal doch hilfreich, um Fehler zu vermeiden:

*Radweg Wienerstraße Markierung und Taferl werden ja hoffentlich auch bald ergänzt. Innerhalb des Ringes wird aber nach wie vor jede Alternative zur derzeitigen Lösung abgelehnt.
*Radweg Stockerauerstraße
Weiterfahrende müssten derzeit knapp vor dem Kreisverkehr die Straßenseite wechseln - in der Hauptverkehrszeit doch eine Harakiri-Aktion
* Radweg Bankmannring-BH
Nachdem die Aufhebung der Benützungspflicht aufgehoben wurde, fehlt nun wieder eine Lösung für die Zufahrt zur Post. Für den Baumschutz im Bereich der HAK hätte es bessere Lösungen gegeben als ein Kopfsteinpflaster... Die Kleinigkeit der Blindenleitlinie, die quer über den Radweg ging, wurde dann wirklich rasch behoben. Der Problembereich bei der Kreuzung Laaerstraße/Ring (fehlendes Radweg-Ende und Unübersichtlichkeit an der Ecke) wurde allerdings wieder vergessen.

und auch bei den Altlasten

* beim Fußwegecheck: im Rahmen der BürgerInnenbeteiligung fanden sich rd 20 BürgerInnen zu einer Detail-Inspektion der Fußwege innerhalb des Ringes ein. Die bei diesem angesprochenen Probleme wurden vom Baustadtrat großteils als "lächerlich" dargestellt, "man kann ja eh überall gehen" ...

viele nervige Kleinigkeiten
* Zebrastreifen verlegt - Beleuchtung aber nicht (Übergang bei der Post) - scheint jetzt doch in Angriff genommen zu werden
* unübersichtliche Querung des Radweges als Zufahrt zum "illegalen" Parkplatz (Ecke Stockerauerstraße/Ring)
* vergessenes Radweg-Ende verleitet zum Weiterfahren auf dem Gehsteig - Taferl montieren ist seit einem halben Jahr offenbar nicht möglich



Willkür und Sturheit

Hier nur ein Teil der Umsetzungen, die im Mobilitätskonzept ganz anders vorgesehen waren:

* Radfahren gegen die Einbahn - insbesondere für die Verbindungen Hauptplatz-Bahnhof und Hauptplatz-Schulen: 2015 wurde uns vom Bürgermeister (vor seiner Wahl) versprochen und im Mobilitätskonzept als Kompromiss die "Prüfung" festgehalten. 2017 sagt der Baustadtrat "nur über meine Leiche". Ja, man kann eh über den Ring fahren - doppelt so lang und im Stau mit den Autos.... Da geht man doch lieber in Wien am Bahnhof einkaufen und fährt dann direkt nach Hause...

* Donauradweg Sturheit siegt, obwohl eine Studie der BOKU festgestellt hat, dass der enge Geh-Radweg an der Donau aus gutem Grund nur von wenigen RadfahrerInnen genützt wird:
Die Benützungspflicht des Geh-Radweges in beide Fahrtrichtungen bleibt und wurde auch im neuen Abschnitt verordnet.

*Parkplatzkonzept Ein Parkplatzkonzept für das Zentrum war unter den (vom Bürgermeister festgelegten) Maßnahmen mit höchtster Priorität. Konzept gibt's keines - dafür eine Tiefgarage und inzwischen 8 unterschiedliche Kurzparkregelungen im Zentrum.

Evaluierung: die 2017 angeschafften Tempomessgeräte sollten auch zur Evaluierung der Verkehrsentwicklung eingesetzt werden. Dazu hätte es eines Plans bedurft, nach dem die Verkehrszahlen einzelner Straßenzüge in regelmäßigen Abständen erhoben und verglichen werden können. Plan gibt's jetzt doch keinen - sondern die Aufstellung erfolgt "nach Zuruf". Die Tempomessgeräte fallen aber ohnehin sehr oft (Akkutausch ist aufwändig - Nachrüstung mit PV verschoben) und in zwei Jahren ist es auch nicht gelungen ist, die gelieferten Verkehrszahlen sinnvoll auszuwerten.