22.09.2018 20:37

Umwelt & Lebensqualität

Fracking? Gibts ja nicht... oder...

vielleicht doch, unter einem anderen Namen? Jedenfalls will die ÖMV offenbar auch bei uns "Rohstoffe suchen" und sucht deshalb um Rodungsbewilligung an... :-(

Einsichtnahme online

Die öffentliche Verlautbarung auf der Homepage des ehemaligen Umweltministeriums BMNT enthält Links zu den Unterlagen - leider funktioniert der wichtigste davon, der Projektantrag, nicht.

Laut Edikt kann man auch am Gemeindeamt Einsicht nehmen (und die Papierunterlagen auf eigene Kosten kopieren und fotografieren...) - vielleicht findet sich doch noch eine alternative Lösung...

worum es jetzt geht?

OMV-Youtube-Video
OMV-Youtube-Video
soweit aus den verfügbaren Unterlagen rauszulesen, sucht die OMV um Rodungsbewilligung für die seismografische Vermessung des Untergrundes an - da geht es in Korneuburg (Stadt) um 112 m2 in der Au. Insgesamt sind's 17.411m2 - im Bezirk sind außer Korneuburg Bisamberg, Enzersfeld, Gerasdorf, Hagenbrunn, Harmannsdorf, Spillern, Stockerau und Stetten betroffen.
klingt alles ganz harmlos lt. Forstbewilligung soll auf den 112 m2 nicht einmal ein Baum gefällt oder ein Strauch umgeschnitten werden.

Die Messungen sollen zwischen November 2018 und April 2019 durchgeführt werden (weil immer was dazwischenkommen kann, wird gleich ein Puffer von einem Jahr "dazubewilligt).
Pro Messung brauchen sie ca 1 m2 - also 112 Messungen allein in der Korneuburger Au.

Ca 6 Wochen lang werden diese Messpunkte dann "verkabelt". Pro Messpunkt gibt's eine Messbox und 12-24 durch Kabel verbundene Geophone, die im Umkreis von 1 m zur Messbox in die Erde gesteckt werden. Scheinbar bleiben die Messboxen dann ca 6 Wochen im Wald...

Und im youtube video OMV 3d seismik wird uns ja genau erklärt, was da passiert...

vielleicht doch nicht ganz harmlos?

Youtube-Video Germany Oil & Gas Exploration
Youtube-Video Germany Oil & Gas Exploration
Wenn dann die Messboxen liegen, wird mit "Vibrationsfahrzeugen" befahren. Die bleiben alle 20 m stehen und geben "mit abgesenkter Rüttelplatte das vorgesehene Signal (Sweep) ab". Das gibt sicherlich ordentliche Schepperer - kein Wunder, dass die OMV das in ihrem Video nicht sooooo genau zeigt.
Die Deutschen sind ein wenig ehrlicher.. YouTube-Video Germany Oil Gas Exploration

Wenn man das alles durchdenkt, ist dann doch schon allein durch die Vermessung einiges los im Wald

Wozu? Untersuchung des Untergrundes bis 6.000 m

youtube video omv 3d seismik'>Report zum Fracking im Weinviertel aus 2012
Report zum Fracking im Weinviertel aus 2012
Bisher kennt die OMV den Untergrund bis 2.000 m Tiefe - jetzt wird bis 6.000 m untersucht.

Diese Untersuchung ist ja nicht Selbstzweck. Wenn was gefunden wird, werden sie's rausholen wollen. Da gilt dann das Bergrecht - und das "öffentliche Interesse"

2011/12 gab es schon einmal einen Versuch der OMV, das Weinviertel mit "clean fracking" zu beglücken. Das konnte damals durch eine "BürgerInneninitiative" verhindert werden - dass sich das Projekt als unwirtschaftlich dargestellt hat, hat wahrscheinlich auch einiges dazu beigetragen...

In einem

Fracking ist doch in Österreich verboten - oder?

2012 wurde Fracking nicht verboten - sondern eine verpflichtende UVP-Prüfung dafür vorgeschrieben.

2014 wurde einem Entschließungsantrag für ein temporäres Frackingverbot im Parlament zugestimmt - das war es aber auch schon.

Es gibt also de facto kein Frackingverbot in Österreich, auch wenn es öfter so kommuniziert wurde. Und die ÖMV ist ja - das haben wir gelernt - auch sehr kreativ mit neuen Namen wie "clean fracking"...

Dass Frau Minister Köstinger beim Treffen der EU-Energieminister in Salzburg die Wasserstofftechnologie als Erneuerbare Energie bezeichnet, lässt befürchten, dass diese "Namenskreativität" sich fortsetzen wird. Speichertechnologie (so wie die österreichischen Pumpkraftwerke) können leider auch zum "greenwashing" missbraucht werden. Fossil/atomar geht rein -> "erneuerbar" raus... Die Formulierung "Wasserstoff = Erneuerbare Energie" lässt genau das befürchten!
Und damit uns fossil/atormar nicht ausgeht, suchen wir jetzt in 6.000 m Tiefe Erdgas - auch in Korneuburg...

Aus den "beruhigenden" Worten der MinisterIn an die UmweltschützerInnen: "Wir werden langfristig auf Erneuerbare Energien umsteigen" hören kritische Ohren wie unsere vor allem das Wort LANGFRISTIG. Und das ist jetzt fast eine neue Form der Ignoranz des Klimawandels.

Was besonders stört... das

Warum wird Projekten zur Öl- und Gasförderung unterstellt, im öffentlichen Interesse zu liegen, während z.B. die Aufstellung von Windrädern nur an ausgewiesenen Standorten nach einem UVP-Verfahren und meistens auch noch einer Bürgerbefragung genehmigt werden können???

Was betrifft das die Gemeinde?

Die Unterlagen sollten auf der Gemeinde aufliegen - es kann also nicht "übersehen worden sein". Offenbar hält man es aber nicht für wichtig genug, diese Information weiterzugeben.

Und es ist anzunehmen, dass die Gemeinde als Grundstückseigentümerin (einige der Grundstücke gehören sicherlich uns) spezielle Mitspracherechte hat.... Da werden wir uns bei der Gemeinderatssitzung schlauer machen...