05.07.2014 19:28

Umwelt & Lebensqualität

Gasbohrung in Leitzersdorf - viel mehr Fragen als Antworten!

OMV-Chef Gerhard Roiss

Heute fand die Verhandlung zur "Erkundungsbohrung" des Gasfeldes "Hatzenbach1" in Leitzersdorf statt. Die OMV versicherte uns zwar, dass es sich um "konventionelle Gasförderung, wie die OMV das schon seit Jahrzehnten betreibt" handelt - aber es kommen schon auch Chemikalien zum Einsatz...

Die Verhandlung bestand im Großen und Ganzen aus der Verlesung des Protokolls unter Beisitz von Grundstückseigentümern und "Gästen" wie mir, die eigentlich nur zuhören durften. Fragen wurden zwar beantwortet - aber selbst die Anliegen der Grundstückseigentümer (Kontrolle der Grundwasserqualität, Ausschluss der Möglichkeit des "Frackens", auch wenn die Gesetze sich ändern sollten) wurden nicht mal protokolliert, weil sie "nicht mit dem Verfahrensgegenstand zusammenhängen".

Klar ist jedenfalls: gesetzlich ist die Förderung fossiler Energien gegenüber den Erneuerbaren weitaus im Vorteil! Keine Mitsprache von AnrainerInnen, keine Umweltverträglichkeitsprüfungen... wenn die OMV fördern will, werden ihr keine Steine in den Weg gelegt! Schon das allein ist ein guter Grund, bei derartigen Projekten sehr skeptisch zu sein!

Worum geht es?

Die OMV will ein Gasfeld erschließen, das zwar seit 20 Jahren bekannt ist, aber erst jetzt wissen Sie, dass es sich auszahlen könnte, hier zu bohren. Es handelt sich aber nicht um eine "Gasblase" im Untergrund, die angebohrt und angezapft werden soll, sondern es geht um Gas, das in den Gesteinsschichten diffus verbreitet ist.

Natürlich liegt da der Gedanke nahe, dass dieses Gas mittels "Fracking" ans Tageslicht geholt werden soll. Bei dieser "unkonventionellen" Gasförderungsmethode (auch bekannt unter Schiefergasförderung) werden in tiefen Gesteinsschichten befindliche, diffuse Methanvorkommen durch die Erzeugung von Rissen leichter zugänglich gemacht. Fracking birgt aber enorme Umweltrisken: einerseits können Chemikalien und Gas ins Grundwasser gelangen, andererseits geht es auch um kleinere und größere Erdbeben, die durch die Sprengungen der tiefen Gesteinsschichten entstehen können.

Aber die OMV frackt ja nicht! - Sagt sie (ins Protokoll kommt das aber nicht). Die eingesetzten Chemikalien sind ja nur Zellulose und Bio-Fermentoren (wie im Joghurt). Kaliumkarbonat ist ein umweltfreundlicher Streusalzersatz und wird auch als Dünger eingesetzt (stimmt, aber da wird's nicht in tiefe Schichten verlagert). So die "vereinfachte" Darstellung durch die Vertreter der OMV.

Schaut man sich die öffentlich aufgelegten Unterlagen, so kann man die Information "Das Polymer der Spülung ist auf Zellulosebasis aufgebaut. Bei gewissenhafter Handhabung der eingesetzten Spülung kann eine Gefährdung des Lebens und der Gesundheit von Personen, sowie eine Beeinträchtiung des Grundwassers und des Bodens ausgeschlossen werden"  wohl verschieden auslegen. Jedenfalls kommt schon die Frage auf: Wer haftet bei nicht gewissenhafter Anwendung? Irgendwie kommen da unsere Erfahrungen mit der Korneuburger Grundwasserkontamination in Erinnerung... 

In den Sicherheitsdatenblättern der eingesetzten Mittel, ist schon auch angeführt, dass die Stoffe reizend sind - und teilweise Übelkeit und Erbrechen verursachen können, bei Kontakt solle man doch den Arzt aufsuchen. Bei einem der Stoffe, "Glydrill", findet sich ein "Zusammensetzungsvermerk", der darauf hinweist, dass sich die Zusammensätzung ändert und daher eine Vollständige Offenlegung der Inhaltsstoffe nicht praktikabel ist.

Also doch nicht nur Kaliumcarbonat und Joghurt?

Angaben über die insgesamt eingesetzten Mengen an Chemikalien enthalten die öffentlich aufgelegten Unterlagen nicht.

Gebohrt wird nur horizontal - für die Förderung reicht der Druckunterschied zwischen dem Bohrloch und dem umgebenden Gestein. So steht es zumindest in den Genehmigungsunterlagen. Der Zement, der das Bohrloch dann umschließt, wird aber schon durchlöchert, damit das Gas "zufließen" kann.

Wie soll ein normalsterblicher nicht-Geologe nun beurteilen, was hier passiert? Die Wasserwirtschafts-Abteilung des Landes NÖ befand es nicht für nötig, eine Stellungnahme abzugeben. Also muss man dem Projektwerber OMV vertrauen?

Letztlich wurde die Genehmigung für diese Gas-Probebohrung erteilt. Zurück bleibt jedenfalls ein ungutes Gefühl, denn die OMV hat ja nur aufgrund von massivem Druck der Öffentlichkeit ihre großen Schiefergas-Förderpläne in NÖ eingestellt. Erst war von Bio-Fracking die Rede, jetzt wird nicht mehr gefrackt, sondern "konventionell gefördert" - wobei die beschriebene Methode genau dem entspricht, was noch vor kurzem als bahnbrechendes "Bio-Fracking" von der Montan-Universität verkauft wurde.