26.10.2024 20:11

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Greenwashing bei Grün- und Freiflächen im ÖEK

Im Örtliche Entwicklungskonzept findet sich einige „Maßnahmen“, die ja durchaus gut klingen, wie z.B. K6: Reduktion der Bodenversiegelung, L3 Sicherung von Grün- und Freiräumen… und sogar L4 Erhalt und Ausbau der innerörtlichen Grün- und Freiräume.
Tatsächlich steckt eher das Gegenteil dahinter: Die Widmung neuer „Entwicklungsgebiete“ (insbesondere Werft und Landesjugendheim), aber auch die Aufschließung neuer Gewerbegebiete ist durchwegs mit mehr Versiegelung verbunden!
Und auch die Maßnahmen im Verkehrsbereich führen zu Versiegelung - von unnötigen Radwegen bis zur Abfahrt Donau.

Zahlengewirr aber keine Bilanz

Um zu verhindern, dass das auffällt, gibt’s erst mal gar keine brauchbare Flächenbilanz vorher/nachher und auch keine Absichtserklärung, eine solche zu erstellen. Da greift man lieber auf die Digitale Katastermappe zurück und legt die Flächen je nach Belieben aus.

Die digitale Katastermappe (DKM) weist lediglich „verbaute Flächen“ (Gebäudeflächen, Betriebsflächen und Verkehrsflächen) als versiegelt (nicht Frei- und Grünflächen) aus (siehe auch Aufschlüsselung ganz unten). Zubetonierte Gärten und Swimmingpools zählen hier ebenso als Freiflächen wie der Friedhof und gewidmete aber unbebaute Grundstücke.

Demnach wären im Gemeindegebiet nur 31 % (300 ha) aller Flächen versiegelt. Das klingt zwar super – eignet sich aber nicht als Ausgangspunkt für eine Grünflächenbilanz (wenn eh schon alle Gärten zu 100% als „Freifläche“, lässt sich da nichts mehr „verbessern“).

Ziele, die nicht messbar sind, eignen sich nur für Greenwashing!

Nur mit einer klaren und transparenten Flächenbilanz ist die Zielerreichung (und der Erfolg der Maßnahmen) messbar.
Wie soll Korneuburg das Ziel von Erhalt oder Ausbau von Grün- und Freiflächen erreichen, wenn wir nicht mal wissen, wie viele Grün- und Freiflächen wir tatsächlich haben?

Gehen wir von den Flächen aus, die theoretisch versiegelt werden können (also ohne Au und Donau), so sind geschätzt 40-50 % davon schon versiegelt oder ihre Versiegelung bereits beschlossen (siehe unten).

Wenn wir diesen Grün- und Freiflächenanteil erhalten oder verbessern wollen, wäre das ein erreichbares Ziel.

Das ÖEK selbst verschlechtert die Flächenbilanz

Die Entwicklungsgebiete müssten dann aber auch eine zumindest ausgeglichene Freiflächenbilanz aufweisen. Davon sind sie leider weit weit weg!

Am Gelände des ehemaligen Landesjugendheims soll Wohnbau gewidmet werden. Dabei wird großartig angekündigt, dass hier eine öffentliche Grünfläche (Park) mit mehr als 1.000 m2 entstehen soll. Dass dort derzeit Grünflächen im Ausmaß von 12.000 m2 (1,2 ha) gewidmet sind – fällt irgendwie unter den Tisch.

Das „Aufschließungsgebiet“ Gewerbepark Postweg ist ebenfalls derzeit Ackerland, das nicht bebaut werden darf. Das sind immerhin 6 ha, die "falls die Abfahrt kommt" zusätzlich wahrscheinlich voll versiegelt würden!

Die Werft ist lt. DKM großteils versiegelt (auch die Insel, die ja inzwischen "frei" ist), die Halle hat ca 20% der gewidmeten Fläche versiegelt + natürlich die Straße. Nachdem es keinen Bebauungsplan gibt, wäre eine Bebauungsdichte ohnehin noch von der Gemeinde festzulegen - und realistischerweise ist die vorhandene Infrastruktur auch nicht für einen gewerblichen Neubau geeignet. Mit dem Entwicklungskonzept würde hier jedenfalls mehr versiegelt - schon allein die Tiefgarage soll sich ja unter den gesamten Baufeldern erstrecken!

Straßenraum: ukonkret entsiegelt / konkret versiegelt

mehr Bäume im Straßenraum und auf öffentlichen Flächen
In den vergangenen Jahren sind tatsächlich viele neue Bäume in den Korneuburger Straßenräumen gesetzt worden. Es sind aber auch viele Bäume dem Straßenraum zum Opfer gefallen. Das Hauptproblem dabei: viele viel zu kleine Bauminseln, oft auch noch „unterlagert“ von diversen Einbauten. Bei jeder Straßensanierung werden Wurzeln beschädigt – und irgendwann sind die Bäume nicht mehr standfähig und müssen entfernt werden. Und wenn die Gasleitung drunter liegt, kann auch kein neuer Baum drauf gepflanzt werden. Straßenbäume brauchen Platz - wo der gefunden werden soll, steht in den Sternen - nicht im ÖEK.

Unnötige Fuß/Radwege im verkehrsberuhigten Siedlungsgebiet konkurrenzieren die Flächen für Bäume
Die RVS (Richtlinien und Verordnungen für den Straßenbau) gibt eine (logische) Empfehlung für die sichere Führung des Radverkehrs aus: in Verkehrsberuhigten Straßen (Tempo 30 oder weniger) sollen Fahrrad und KFZ sich die Fahrbahn teilen.
Im ÖEK finden sich dennoch zahlreiche solche "unnötigen Fuß/Radwege" - und versiegeln Flächen, auf denen man Bäume pflanzen könnte.

Die Abfahrt Donau - die FPÖVP unbedingt im ÖEK verankern wollten, frisst auch zusätzliche Flächen - teilweise sogar im Natura2000-Gebiet (einer der Gründe dafür, dass sie nach wie vor nicht bewilligt ist).