24.01.2016 17:45

Gender & Frauen Integration

Hausverbot für Flüchtlinge im Florian Berndlbad

Hausverbot

Wenn wir wollen, dass Flüchtlinge aus anderen Kulturen unsere Werte akzeptieren und unsere Gesetze einhalten, dann müssen wir selbst sie hochhalten - und dürfen sie nicht mit Füßen treten!

Der Vorfall im Florian Bernd Bad erhitzt die Gemüter. Die erste Reaktion von Bgm Gepp, ein Hausverbot im Florian Berndl Bad für alle Asylwerber ohne Begleitung zu verhängen, war unbedacht, undurchführbar und nicht zuletzt ungesetzlich.

was ist passiert?

die Medienberichte gehen hier weit auseinander:
Ob sich einer der jungen Männer sich in die Damenumkleidekabinen verirrt hat, oder 7 Männer diese "gestürmt" haben - ob das Kinderbecken "besetzt" wurde, oder die Flüchtlinge gelärmt haben und vom Rand ins Becken gesprungen sind - und nicht zuletzt, ob es zu sexuellen Übergriffen gekommen ist oder nicht.
Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte liegen.

Dass ungebührliches Benehmen - insbesondere bei sexueller Belästigung - zu einem Hausverbot führen kann und soll, bestreitet niemand. Und selbstverständlich müssen die MitarbeiterInnen des Florian Berndl Bades die Polizei holen, wenn durch Reden kein Einlenken zu erreichen ist.

Nicht selbstverständlich, sondern überzogen, undurchführbar und ungesetzlich ist aber die Konsequenz, die österreichweit für Schlagzeilen sorgte: ein Hausverbot für alle Asylwerber ohne Begleitung.

die Schlagzeile: Hausverbot für alle Asylwerber

unbedacht - weil damit der Generalverdacht gegen Flüchtlinge, der ohnehin schon in vielen Köpfen verankert ist, noch "von oberster Stelle" bestärkt wurde.
undurchführbar - weil wohl niemand eine "Ausweispflicht" im Florian Berndl Bad ernsthaft in Betracht zieht.
ungesetzlich - weil es nun mal nicht unseren Werten und Gesetzen entspricht, Menschen aufgrund ihrer Herkunft vom Zugang zu einer öffentlichen Einrichtung auszuschließen.

Wären die "sich ungebührlich verhaltenden" Badegäste Österreicher gewesen, niemand wäre auf die Idee gekommen, das Hausverbot auch über Unbeteiligte zu verhängen. "Vor dem Gesetz sind alle gleich" und "Sippenhaftung gehört der Vergangenheit an" - Werte, die in Europa groß geschrieben werden.
Wenn wir wollen, dass unsere Werte von den Flüchtlingen anerkannt und mitgetragen werden, dann müssen wir sie hoch halten - und dürfen sie nicht mit Füßen treten!

die Korrektur steht nicht mal auf der Homepage...

Am Montag wurden wir offiziell von der Stadtgemeinde über die Vorfälle im Florian Berndl Bad informiert (Zitat): "... haben wir seitens der Eigentümervertreter des Berndl Bades ein Hausverbot für diese Herren verhängt."
Auf Nachfrage bestätigte uns der Bürgermeister, dass das Hausverbot nur für die involvierten Männer gilt.

In der Medienberichterstattung ist diese Korrektur wohl untergegangen - sie findet sich nicht einmal
auf der Gemeindehomepage
wieder.

Wir erwarten uns von Bgm Gepp und Trettenhahn, klarzustellen, für wen das Verbot nun gilt - und dabei die österreichische Gesetzeslage zu berücksichtigen! - auch wenn sie dann notfalls auf den Applaus von rechts verzichten müssen.

Auch für das Entschuldigungsschreiben der sieben Männer wäre Platz auf der Gemeindehomepage.
Nein, damit ist die Sache nicht aus der Welt geräumt - aber man muss es auch nicht verschweigen, dass die Männer Reue zeigen. Zuzugeben, etwas falsch gemacht zu haben, ist nicht einfach - aber bekanntlich auch der erste Schritt zur Besserung!

Werteschulung...

Die Integration von Menschen aus anderen Kulturen, die bei uns Schutz suchen, kann nur funktionieren, wenn wir ihnen auch unsere Werte näherbringen (und vielleicht auch ihre zu verstehen versuchen).
Sie im "Frontalunterricht" über unsere Gesetze zu informieren, wird aber nicht ausreichen.

Es sind die vielen "kleinen" Projekte - vom Deutschkurs über gemeinsames Tun im Sportverein bis hin zu konkreten "Patenschaften" - bei denen MENSCHEN sich kennenlernen und Kultur und Werte vorgelebt werden!

Natürlich ist es eine besondere Herausforderung, für die beiden großen Unterkünfte - ORS-Camp und SLC-Containerdorf - auch individuelle Betreuung durch engagierte KorneuburgerInnen zuzulassen und zu organisieren. Aber nur so kann Integration und Wertevermittlung funktionieren - im Kleinen!

Die Stadtgemeinde täte gut daran, diese "kleinen Projekte" verstärkt zu unterstützen - sei es durch Räumlichkeiten, oder aber auch nur durch Vernetzung.
Das wäre jedenfalls ein erfolgreicherer Ansatz zur Wertevermittlung als Hausverbote für 200 Menschen, weil 7 sich ungebührlich verhalten haben