17.07.2017 08:27
Verkehr & Infrastruktur
Verkehrsunfallstatistik 2016 zeigt Handlungsbedarf auf
Die aktuelle Verkehrsunfallstatistik ist seit kurzem online. Die schlechte Nachricht für Korneuburg: Bei Unfällen mit Personenschaden und Verletzten gesamt haben wir "aufgeholt" und liegen jetzt im Österreich-Schnitt. Erhebliche Zunahmen gab es bei den Fußgänger- und Radunfällen. Hauptunfallgegner bei den FußgängerInnen: das Auto - bei den Radunfällen sind die Unfälle ohne "Gegner" angestiegen. Auch bei den KFZ-Unfällen gibt es Steigerungen - vor Allem auf der A22 und der B3.
Neue Hotspots: das Zentrum und der Donauradweg.
Diese traurige Statistik sollte so rasch wie möglich zu adäquaten Maßnahmen führen: Unsere Vorschläge:
* Tempo 30 auf der B3 innerhalb des Ringes
* klarere Verkehrsregelung am Donauradweg
* Abbiegespur Wienerring/Wienerstraße, Verlegung des Zebrastreifens und Öffnung der Donaustraße für RF
* sukzessiver Ausbau des Öffentlichen Verkehrs als Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit
Handlungsbedarf im Zentrum, beim Donauradweg und auf der B3 und A22
Aus unseren (unterstehenden) Analysen ergeben sich folgende Maßnahmen, die auch im Mobilitätskonzept bereits vorgesehen sind (teilweise nach langen Diskussionen). Jetzt geht es darum ihnen auch die notwendige Priorität bei der Umsetzung zu verleihen!
Verkehrsberuhigung am Hauptplatz - Tempo 30 auf der B3
Insbesondere die Unfälle mit den "schwächeren" Verkehrsteilnehmern häufen sich im Zentrum (innerhalb des Ringes). Im Zeitverlauf ist ersichtlich, dass sich diese Unfälle nicht auf die "Morgenspitze" konzentrieren (wo der KFZ-Verkehr ohnehin sehr "gebremst" unterwegs ist), sondern sich vielmehr untertags (um die Mittagszeit) ereignen.
Eine generelle Verordnung von Tempo 30 innerhalb des Ringes würde dem/der AutofahrerIn 24 sec/Fahrt kosten - das sollte eine Erhöhung der Sicherheit im Zentrum aber doch wert sein!
Donauradweg - Klarheit für RadfahrerInnen:
Auffällig ist auch die Häufung der Unfälle auf dem Donauradweg ab 2016 - und zwar für alle VerkehrsteilnehmerInnen! Durch den Umbau des Abschnittes zwischen Tanklager und Tuttendörfel hat sich die Situation jedenfalls nicht verbessert. Im umgebauten Abschnitt haben sich 2016 3 Unfälle ereignet: 1x nur Rad, 1xRad/PKW (im Bereich Rollfähre) und 1x Fußgänger/PKW (im Bereich Tanklager). Davor gab es nur 1 Unfall in diesem Bereich im Jahr 2013 (ohne PKW-Beteiligung).
Das zeigt klar, dass die gesetzten Maßnahmen KEINE Erhöhung der Verkehrssicherheit gebracht haben - sondern im Gegenteil! Es wäre daher dringend angesagt, hier wieder klare Regeln für alle VerkehrsteilnehmerInnen zu schaffen:
* Aufhebung der Radwegbenützungspflicht, die RadfahrerInnen dazu zwingt, in einem unübersichtlichen Bereich 2x die Fahrbahnseite zu wechseln.
* Ein durchgängiger Gehsteig für FußgängerInnen und
* prinzipiell Mischverkehr mit Tempo 30 auf der Straße
würde das Ziel eines möglichst sicheren Donauradweges am ehesten verwirklichen.
Abschnittsweise könnte eine KLAR DEKLARIERTE Fahrradstraße die Attraktivität des Radfahrens auf "unserer Donauseite" erhöhen - etwas größere Verkehrszeichen als beim ersten Versuch könnten sich als lohnende Investition erweisen.
Abbiegespur Wienerring/B3: gekoppelt mit verbesserter Fußgängerquerung und Umleitung der RadfahrerInnen über Donaustraße!
Das Nadelöhr an der Kreuzung Wienerring/Wienerstraße ärgert nicht nur die AutofahrerInnen. Auch für FußgängerInnen ist die Querungsmöglichkeit der B3 durch die unübersichtliche Kreuzung nicht besonders sicher (2 Unfälle mit Fußgängerbeteiligung 2015, einer 2016). Dazu kommt, dass diese Querung für viele Kinder unumgänglich ist, um die Schule zu erreichen.
* Eine Abbiegespur Richtung Hauptplatz könnte das KFZ-Nadelöhr entschärfen - die Pläne für dieses relativ aufwendige Projekt liegen seit Jahren in der Bauamts-Schublade.
* Im ersten Schritt sollte die Ampel jedenfalls in der Morgenspitze so geschalten werden, dass eine sichere Querung für FußgängerInnen möglich wird (vorgezogene Grünphase). Auch eine Verlegung der Fußgängerampel könnte zur Sicherheit beitragen.
* Eine Öffnung der Einbahn in der Donaustraße (Zentrum/Ring) für den Radverkehr. Diese lang diskutierte Maßnahme würde nicht nur den Radverkehr durch einen verkürzten Weg zum Hauptplatz fördern, sondern auch zur Entlastung der Kreuzung Wienerstraße/Ring beitragen.
Zur Entlastung der A22 und der B3 bei der Abfahrt Ost gibt's nur Eines: Umstieg auf die Öffis nach Wien!
Statistik im Detail: Analyse und Prioritätensetzung
Wer sich selbst ein Bild machen will: die aufbereiteten Daten (Verkehrsunfallkarte) finden sich auf der Homepage der Statistik Austria
Wir haben uns die Unfallstatistik genau angeschaut und analysiert - Wo häufen sich Unfälle? Woran könnte das liegen? Was könnte man dagegen unternehmen?
Denn Statistiken sollten nicht als Beschäftigungstherapie für die Beamtenschaft dienen, sondern ihre Ergebnisse auch bei den (baulichen) Maßnahmen berücksichtigt werden.
das Wichtigste zuerst
Maßnahmen zur Entschärfung der (durch die Statistik) offensichtlichen Gefahrenstellen sollten oberste Priorität haben.
Das bedeutet nicht, dass andere Gefahrenstellen "links liegengelassen" werden sollen. Aber nachdem auch im Mobilitätsbereich die öffentlichen Mittel begrenzt sind, sollte ihr Einsatz wohl überlegt werden. Prioritätensetzung "auf Zuruf" oder "aus dem Bauch heraus" haben sich in der Vergangenheit schon öfter als "Rohrkrepierer" herausgestellt.
Maßnahmen oft "aus dem Bauch heraus"
Jede/r von uns hat (für sich individuelle) Gefahrenstellen im Straßenverkehr identifiziert. Viele davon "bestätigen" sich in der Unfallstatistik. An einigen "gefühlten" Gefahrenstellen hat sich schon lange kein Unfall ereignet, vielleicht auch, weil die Aufmerksamkeit der VerkehrsteilnehmerInnen dort höher ist (z.B. Kreuzung Leobendorfer-Mechtler-Scheunenstraße, Kreuzensteinerstraße/Liese Prokoppstraße, Donauradweg vor 2016).
Andererseits werden bekannte Unfallhäufungspunkte von vielen oft gar nicht so sehr als Gefahrenstellen erkannt (Bisambergerstraße/Ring) oder sie entstehen neu durch erhöhtes Verkehrsaufkommen oder verändertes Verkehrsverhalten (Mechtlerstraße, Hofaustraße, Fußgängerübergang Lebzeltergasse, Donauradweg ab 2016).
Der Donauradweg ist ein Beispiel dafür, dass die Lösung eines nicht vorhandenen Problems neue Probleme aufwerfen kann. Hier wurde mit viel Geld Unsicherheit geschaffen. Nun stellt sich die Frage, ob der politische Wille da ist, diese Unsicherheit zu entschärfen. Vor allem gilt es auch, für den zweiten Bauabschnitt dafür zu sorgen, dass Expertinnen (z.B. Radlobby) im Vorfeld in die Planung eingebunden werden.
wo es auffällig häufiger kracht....
- die A22
- die B3 zwischen Hauptplatz und Abfahrt Ost
- die B3 innerhalb des Ringes
- der Donauradweg
Unfallgegner
So ärgerlich es ist, wenn RadfahrerInnen auf dem Gehsteig fahren in der Statistik 2016 findet sich kein Unfall mit Personenschaden zwischen FußgängerInnen und RadfahrerInnen.
Das soll GehsteigradlerInnen nicht entschuldigen (vor allem, wenn sie schnell unterwegs sind und FußgängerInnen, die sich wehren beflügeln) - aber das Problem etwas relativieren.
Unfälle im Fußgängerverkehr seit 2014 mehr als verdoppelt!
Ob FußgängerInnen oder AutofahrerInnen unaufmerksamer geworden sind, lässt sich aus der Statistik nicht herauslesen.
Erschreckend ist, dass 4 von 10 Fußgänger-Unfällen bei Zebrastreifen passiert sind (Laaerstr./Lebzeltergasse, Schaumannstraße/Ring, Stockerauerstr/Ring und Hauptplatz). Dass in vielen Bereichen die Bereitschaft der Autofahrer, beim Zebrastreifen anzuhalten, zu wünschen lässt, ist bekannt. Eine sukzessive Verbesserung der vorhandenen Zebrastreifen in der Stadt durch Aufdopplung und auffälligere Markierung hat für uns deshalb sehr hohe Priorität.
Fußgänger-Unfälle: rücken ins Zentrum
Die logische Konsequenz, eine Verkehrsberuhigung am Hauptplatz, ist leider nach wie vor politisch umstritten.
Gegen die Fußgängerunfälle in der Brückenstraße wurden 2016/17 bereits Maßnahmen ergriffen, die hoffentlich zu mehr Sicherheit führen.
Fahrrad: erheblichl mehr Unfälle, etwas weniger Kollisionen
Sehr viele Details sind hier der Statistik nicht zu entnehmen - dass ein großer Teil dieser Unfälle auf Radwegen passiert ist, legt nahe, dass wir auch die vorhandene Rad-Infrastruktur laufend verbessern müssen.
Donauradweg und Zentrum...
Die Unfallzahlen am Donauradweg scheinen der Kritik am Umbau recht zu geben. Unsere Konclusio lautet: Tempo auf der Straße runter, Aufhebung der Benützungspflicht... - vielleicht denkt die BH ja doch noch darüber nach!
Auffällig ist die Zunahme der reinen Fahrradunfälle (grüne Vierecke), die sich auf's Stadtgebiet verteilen. Der überwiegende Teil dieser Unfälle findet sich auf Radwegen bzw. Radrouten, was nahelegt, dass wir auch die vorhandene Radinfrastruktur besser in Schuss halten müssen.
Bei den Radfahrunfällen mit KFZ-Beteiligung (gelbe Dreiecke) zeigt sich eine Konzentration auf das "breitere" Stadtzentrum - nur einer davon am Radweg (Kirchplatz/Bankmannring - Verbesserungsmaßnahmen für die Sichtbarkeit der RadfahrerInnen bei den Straßeneinmündungen in den nördlichen Ring haben ebenfalls eine hohe Priorität im Mobilitätskonzept.
Hervorstechend auch die Mechtlerstraße mit 2 Radunfällen - hier ist aus unserer Sicht eine Temporeduktion auf 30 dringend erforderlich - neben dem Weg zum Kindergarten ist hier auch für viele Schulkinder die Straße zu queren. Die 2018 geplanten Sanierungsarbeiten in der Mechtlerstraße sollten hier zum Anlass genommen werden, für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen!
KFZ-Unfälle: Gegner Fußgängerinnen und sonstige Verkehrsteilnehmer
Konzentration auf A22, Zentrum und B3
Unfälle nicht vorrangig zu den Hauptverkehrszeiten!
Vormittags konzentrieren sich die Unfälle eher auf die Zeit zwischen 9 und 12 (es beginnt aber schon um 5)
.
Ersichtlich ist auch, dass sich die Unfälle auf der B3 vorwiegend am Nachmittag ereignen und nicht unbedingt in der Zeit, wo es am Meisten staut. Ähnlich ist es auf der A22.
Unfallursache Unachtsamkeit markant über dem Schnitt
urbane Verkehrssysteme sind einfach sicherer....
Mehr Öffentlicher Verkehr tut nicht nur der Umwelt gut - sondern auch der Sicherheit!
Leider ist auf der Statistik Austria bundesländerweit nur die Unfallursache "Alkohol/Drogen am Steuer" getrennt zu finden. In diesem Bereich ist Korneuburg zum Glück vorbildlich und liegt sogar unter dem Wiener Schnitt!