23.09.2014 19:37
Umwelt & Lebensqualität Verkehr & Infrastruktur
Es kracht im Karree Korneuburg
Während die Hypo schon mit dem Projekt "Karree Korneuburg" um Kunden wirbt, beschäftigt sich Gemeinde und AnrainerInnen noch mit der Änderung des Bebauungsplanes für "das alte Gericht". Von einer "gemeinsamen Lösung", wie die Hypo das vollmundig versprochen hat, sind wir jedenfalls meilenweit entfernt! Die Grünen werden der Änderung des Bebauungsplanes so nicht zustimmen.
Kein Wunder, dass AnrainerInnen des neuen "Karree Korneuburg" nun auf die Barrikaden steigen (Link zu ihrer Homepage und Resolution):
Am 18. Juni übergaben VertreterInnen des GR-Fraktionen eine Resolution zum "alten Gericht" an die Vertreter von Hypo, BIG und dem Planungsbüro Maurer. Das tolle Angebot der Hypo, die Stadt und die Bevölkerung in die Planung mit einzubeziehen, erwies sich schon bald danach als große heiße Luftblase:
- die Vorstellung des Projektes beim Stadtfest war so versteckt, dass kaum ein/e BesucherIn es mitbekommen hat.
- E-Mails mit der Bitte um Zusendung der ominösen "Hotel-geht-nicht-Studie" gingen ins Leere, ebenso wie die Bitte um Kontaktaufnahme eines interessierten Hotelbetreibers.
Stattdessen liegt jetzt ein Antrag von der Hypo auf Änderung des Bebauungsplanes vor - der den zuständigen Bauausschuss nun schon seit Wochen beschäftig.
Fehler 1: Erst der Bebauungsplan, dann das Projekt!
Der bestehende Bebauungsplan (überwiegend Bauklasse II) muss wohl oder übel geändert werden. Mitten in der Stadt wäre das Verschleudern von Baugrund kontraproduktiv - und klar ist es uns auch ein Anliegen, dass im "alten Gericht" ein finanzierbares Projekt entsteht. ABER die richtige Reihenfolge ist: Festlegung des Bebauungsplanes und DANN kann der Bauträger ein Projekt ausarbeiten!Fehler 2: Wie hoch war es denn wirklich?
Nun handelt es sich ja nicht um ein Projekt auf der grünen Wiese, sondern es gibt bereits rundherum Verbauung und zwar sehr unterschiedliche - und die muss schon auch berücksichtigt werden. Wenn jetzt der Bebauungsplan geändert werden soll, wäre es schon hilfreich, zu wissen, was sich in welchem Ausmaß sich tatsächlich was ändert.Dass Bebauungsplan und ehemalige Bebauung absolut nicht zusammenpassen ist eine "Altlast" - dass wir (die Stadtgemeinde) nicht einmal genau sagen kann, wie hoch die Bebauung vor dem Abriss tatsächlich war, ist ein Trauerspiel. Dass die AnrainerInnen, die noch am ehesten wissen, wie Ihr Blick vom Balkon noch vor 2 Jahren ausgeschaut hat, nicht im Vorfeld kontaktiert wurden, ist ein Fehler.
Fehler 3: Gründächer ersetzen keine Freiflächen!
Die einzige gewidmete Freifläche soll, nach den Wünschen der Hypo bei der Bebauungsplanänderung unter den Tisch fallen. Damit wird in dem gesamten Grätzel kein Baum mehr stehen - dass das für's Kleinklima nicht gerade zielführend ist, ist an sich selbstredend. Dass die alten Bebauungsplan-Vorgabe, dass Dächer zu begrünen sind, nun doch nicht aufgehoben wurde, sondern ergänzt auf eine Ausnahmeregelung für Photovoltaik-Flächen, ist ein kleiner Fortschritt, den wir urgiert haben.Wenn die Hypo nun ihre Dachbegrünung als "Grünflächen" oder gar "Freiflächen" glorifiziert, übersieht sie nur, dass die Leut auch nicht ganz deppat sind. Ein Bau in dieser Größenordnung würde an sich sogar einen Spielplatz brauchen - eine Verpflichtung, von der man sich freikaufen kann - aber dann muss die Gemeinde für eine entsprechende Alternative sorgen! Wo die wäre, davon haben wir noch nichts vernommen.
Fehler 4: Verbindlichkeit gegen Zusagen
eine erste "Korrektur" des Hypo-Projektes, eine teilweise Reduktion der Höhen im Nahbereich des HOWE-Baus, ist eine "Zusage" der Hypo - spiegelt sich aber im derzeit diskutierten (und ab Montag aufliegenden) Bebauungsplan nicht wider. Gültig ist dann aber der Bebauungsplan - und wenn der Bauträger es dann doch anders will, hat die Gemeinde keinen Einfluss mehr.Grüner Vorschlag: Neues Konzept - weniger Verkehr
Das Projekt ist so riesig, weil 4 Etagen nur für Parkplätze verplant werden - und die werden natürlich einiges kosten! Müssen 200 (kostenpflichtige!) Parkplätze für ca 70 Wohnungen und ein paar Geschäftsflächen wirklich sein. Uns ist nicht bekannt, dass ein einziger Parkplatz vom Hauptplatz verschwindet (lediglich in der Wienerstraße, womit die Geschäfte dort auch nicht wirklich glücklich sein können).Gerade im Stadtzentrum, 5 Gehminuten vom Bahnhof entfernt, könnte das Angebot einer "autofreien Siedlung" nach dem Wiener Vorbild gut funktionieren. Statt 1 1/2 Parkplätzen pro Wohnung käme auf ca 10 Wohneinheiten 1 Carsharingauto.
Vorstellbar wäre hier auch eine Verknüpfung mit "betreubarem Wohnen" am Hauptplatz - denn hier könnten Menschen angesprochen werden, die ihren Lebensmittelpunkt gerne im Zentrum der Stadt haben, die Einkaufsmöglichkeiten u.a. Angebote am Hauptplatz tatsächlich nutzen und nicht täglich mit dem Auto in die Arbeit fahren (müssen).
Selbst, wenn das nur für einen Teil der geplanten Wohneinheiten umgesetzt würde, könnte zumindest eine Etage Parkdeck eingespart werden - und das Projekt in etwa in den vorherigen Bauhöhen umsetzbar sein.
Dass eine autofreie Siedlung nach dem Wiener Vorbild in Niederösterreich (andere Bauordnung) nicht möglich wäre, läge nur an der fehlenden Vorstellungskraft so mancher PolitikerInnen. Denn die NÖ Bauordnung schreibt lediglich 1 Abstellplatz pro Wohneinheit vor - die 1 1/2er-Regelung ist eine Regelung der Stadtgemeinde - und da kann sie sehr wohl eine Ausnahme machen - wenn die Hypo bereit ist, sich einem innovativen Projekt zu stellen!
Weitere Ideen, die wir der Hypo gerne nahelegen
- interessante Geschäftsflächen im Hof:für die Belebung des Hauptplatzes wird die denkmalgeschützte Front des alten Gerichtes nie wirklich spannend werden können. Würde man das Tor öffnen und den vorderen Teil des Hofes als Einkaufspassage nutzen, wäre das für spannendere Geschäfte als dem 2. Nahversorger auch ein interessantes Angebot.
- Energieeffizienz heißt heute Passivhausbauweise!
Das lobhudeln über den geplanten Niedrigenergiestatus als besonders "effizient" fällt wohl nur mehr dem planenden Architekturbüro ein. Niedrigenergie = weniger als 40 kWh/m2/a, damit sind gerade mal die Mindesterfordernisse der Wohnbauförderung erfüllt. Mit einem Projekt im Passivhausstandard (weniger als 15kWh/m2/a) oder gar Plusenergiestandard könnte die Hypo tatsächlich auch punkten.
- Fassadenbegrünung:
zahlreiche Feuermauern könnten optisch weitaus ansprechender werden, wenn sie begrünt würden. Ein Trend, mit dem auch städtebaulich interessante Akzente gesetzt würden, denn das vorliegende Projekt begeistert jetzt ja nicht gerade durch innovative Architektur.
Die Stadtgemeinde ist zuständig für die Stadtplanung - diese Verantwortung müssen wir wahrnehmen und nicht der Hypo überlassen!