19.10.2018 17:09

Umwelt & Lebensqualität

Korneuburg oder Höflein Ost?

Auszug aus einer Grafik zum Antrag Seismologische Untersuchung

Die Seismologischen Untersuchungen der OMV beunruhigen den Bürgermeister nicht. Uns schon - denn sie haben einen Zweck: das Aufspüren von Gasvorräten z.B. in der Au - und finden sie was, dann werden sie's rausholen... im "öffentlichen Interesse", das gesetzlich nach wie vor wenig mit Klimaschutz zu tun hat.
Wir haben aber auch schon zu den Befahrungen für die Seismologischen Messungen ernsthafte Bedenken - und würden uns wünschen, dass das blinde Vertrauen der BürgermeisterInnen in die OMV zumindest durch eine Anmerkung zum Schutz unserer Einbauten ergänzt wird!

Allzu viele Möglichkeiten hat die Öffentlichkeit in solchen Verfahren nicht - umso wichtiger ist es, von Beginn an alle zu nutzen. Deshalb haben wir hier auch eine Musterstellungnahme erstellt, die jedermann/frau an die Behörde schicken kann...

Die Au - Erholungsgebiet und Zielgebiet der OMV?

Im Projektantrag für die Seismologischen Untersuchungen steht's geschrieben - im Plan kann man erkennen, dass das "Herz" des "Zielgebietes" Höflein Ost ziemlich genau in der Korneuburger Au liegt.

Die OMV erklärt es uns im Projektantrag so:
Der Zweck der Messung ist die Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen sowie die Optimierung der Förderung bestehender Kohlenwasserstofffelder.
Die OMV Austria Exploration & Production GmbH verfolgt mit der seismischen Messung das Ziel, die Untergrundstrukturen (Gesteinsschichten, geologische Störungszonen etc.) bis zu einer Tiefe von ca. 6.000 m zu erkunden. Anhand der Ergebnisse der Messung können später geologische 3D Modelle des Untergrunds erstellt werden. Mithilfe dieser Modelle sollen neue Explorationsbohrprojekte im kalkalpinen Beckenuntergrund in einer Tiefe von 4000 – 6000 m ermöglicht werden. Darüber hinaus sollen über bestehende Ziele (z.B. Strasshof Tief, Helmahof Tief, Aderklaa Tief, Stammersdorf, Königsbrunn, Höflein Ost und Höflein Süd) nähere Erkenntnisse erhalten werden.

Neue Gasförderungen und Klimaschutz - ein Widerspruch

Natürlich wissen auch wir, dass Österreich den überwiegenden Teil des derzeit notwendigen Erdgases importiert - was natürlich auch ein Problem ist, das man lösen muss.

Sinnvolle - und klimaschonende - Ansätze zur Lösung dieses Problems wären z.B. verstärkte Investitionen in Biogas oder auch in die Wasserstoffproduktion. Wasserstoff kann direkt als Energiespeicher eingesetzt - oder mit CO2 angereichert und dann - wie Erdgas - verbrannt werden. Der Unterschied: das CO2 dafür kommt aus "CO2-Senken" - und nicht frisch und zusätzlich aus 6000 m tiefen Bodenschichten!

Und um es global zu betrachten: es wird kaum anderswo die Erdgasförderung zurückgefahren, wenn in Korneuburg Gas gefördert wird. Und umso mehr herausgeholt wird, umso mehr wird verbrannt...

Zusätzliche und neue Gasförderungen stehen deshalb im Widerspruch zum Klimaschutz.

Aber jetzt geht's ja mal nur ums Untersuchen....

Ab November will die OMV also mit einem LKW-Konvoi durch die Au fahren und den Untergrund untersuchen. Dabei wird in 20 m Abständen mittels von den LKWs mittels einer Bodenplatte ca 1 Minute lang "auf den Boden gehämmert" - um Wellen auszuschicken, die dann im Untergrund (bis 6.000 m) reflektiert und beim Zurückkommen gemessen werden. Der Vergleich mit Ultraschallwellen, den die OMV hier gern aufstellt, ist von der Dimension her wohl nicht ganz treffend - da wird schon ordentlich gehämmert.

Nun ja - natürlich werden wir KorneuburgerInnen diese Lärmbelastung überstehen - aber wie sich diese Rüttlerei auf den Untergrund auswirkt bzw. ob sie sich auswirken kann, darüber findet sich wenig in den Unterlagen zum Projektantrag. "Die über eine ausgefeilte Elektronik gesteuerten Schwingungen (Sweep) werden im Frequenzbereich von 2 – 90 Hertz abgestrahlt, wobei je nach physikalischer Erfordernis und Resonanzgefährdung von Gebäuden und schutzwürdigen Einrichtungen die Stärke des Signals gedrosselt werden kann." steht da im Projektantrag.

Unsere Trinkwasserbrunnen und die Tanklager....

Übersichtsplan bewilligte Flächen Korneuburg - grau
Übersichtsplan bewilligte Flächen Korneuburg - grau
zählen ja hoffentlich zu diesen "Gebäuden und schutzwürdigen Einrichtungen" - sie liegen nämlich mitten im - für die Befahrung bewilligten - Gebiet...
Nachdem die Gemeinden bisher keinerlei Einwendungen zu den Befahrungen gemacht haben ist zu befürchten, dass sie auch auf die Einbauten (die ja nicht immer so sichtbar sind) nicht extra hingewiesen haben. Zumindest das - und eine Forderung, im Schadensfall von der OMV schad- und klaglos gehalten zu werden - wäre im Sinne der Gemeinde, auch wenn man den Klimaschutz ganz beiseite lässt!


Den Plan - in dem wir das eingezeichnet haben - mussten wir selbst erstellen - denn im Projektantrag stehen viele viele betroffene Grundstücksnummern - aber keine Skizze, wo sich diese befinden und wo nun wirklich gefahren wird.

Einwendungen möglich - an sich aber nur für Grundstücksbesitzer

OMV-Übersichtskarte_Auflösung
OMV-Übersichtskarte_Auflösung
Wir würden diese Untersuchungen am Liebsten ganz zu Fall bekommen - weil uns der Klimaschutz ein Anliegen ist und wir wissen, dass die Erdgasförderungen kaum zu stoppen sind, wenn ausreichend unterirdische Vorräte entdeckt werden.

Nur werden wir auch hier schon nicht gefragt - nur GrundstücksbesitzerInnen, Nutzungsrechte-InhaberInnen und AnrainerInnen können lt. Forstgesetz Einwendungen erheben, die auch im Verfahren zu berücksichtigen sind.

Die wissen ja zum Teil gar nicht, dass sie betroffen sind, weil sie nur via "Edikt" informiert wurden - d.h. in der Wiener Zeitung steht, dass im Weinviertel "gefahren wird" - und wenn du wissen willst, ob es dich betrifft, kannst du hier unter tausenden Grundstücksnummern deine raussuchen...

Und wenn es dich betrifft, dann findest du hier alle Unterlagen - z.B. auch den "Übersichtskarte" in einer schier unglaublichen Auflösung (siehe Bild)


Kann man eh nix machen????

Man kann was machen
Man kann was machen
Doch! Aufgeben tut man maximal bestenfalls einen Brief!

- wer ein betroffenes Grundstück besitzt, kann Einwendung erheben - eine Mustereinwendung haben wir erstellt - sie ist hier zum Downloaden:Einwendung_forstrechtl_Verfahren.docx(679)

- wer jemanden kennt, der ein betroffenes Grundstück besitzt, kann den/diejenige/n drauf aufmerksam machen - vor Allem auch darauf, dass er/sie seine/ihre Parteienstellung verliert, wenn er/sie sich nicht äußert!

- die Gemeinden besitzen Grundstücke - reden Sie den/die Bürgermeister und GemeinderätInnen darauf an und machen Sie sie darauf aufmerksam, dass das jetzt vielleicht doch keine Kleinigkeit ist, die ein bisschen Lärm verursacht.

- und nicht zuletzt kann jedermann und jede Frau der Behörde (dem BMNT) eine Einwendung schicken. Das hat zwar keine direkten Auswirkungen auf das Verfahren - aber die Behörde ist verpflichtet, von sich aus den vollen Sachverhalt zu erheben (Offizialmaxime) - und Sie können mit einem Brief (z.B. der Mustereinwendung) zur umfassenden Sachverhaltserhebung beitragen.