16.11.2017 11:40

ISTmobil NEU - offene Fragen

Das "Anrufsammeltaxi" ISTmobil bekommt ein neues System. Die verstärkte Ausrichtung als "Ergänzung" (und nicht Konkurrenz) zum Öffentlichen Verkehr ist prinzipiell begrüßenswert und wurde von den Grünen auch in den ersten Jahren der Laufzeit des ISTmobils auch immer wieder eingefordert.
Aber wie genau das jetzt laufen soll - da sind unserer Ansicht nach noch einige entscheidende Fragen offen. Ob die sich alle bis zum 1. April lösen lassen?

das neue Tarifsystem

Mit der Anerkennung des VOR-Tickets auch im ISTmobil wird das System insbesondere für die "letzte Meile" der PendlerInnen attraktiver. Dass damit auch eine "Sperre" von Parallelfahrten zum ÖV verbunden ist, ist nur logisch und begrüßenswert!

Offen ist die Frage: "Was sind Parallelfahrten"?
* Kann ich das Taxi dann für 5 Minuten nach dem Bus schon wieder bestellen? Oder geht's um eine halbe Stunde?
* Wie weit darf die Bushaltestelle von der ISTmobil-Haltestelle entfernt sein, um als Parallelfahrt zu gelten?

Und klarerweise wäre es dann auch wichtig, die Busfahrpläne besser zu kommunizieren! Machen die Gemeinden das? Oder ist ISTmobil dann dafür zuständig und übernimmt dann auch die "Busauskunft"?

für PendlerInnen ist der Bus trotzdem billiger
Es wäre daher auch für die NutzerInnen wichtig, wenn bei großem Bedarf/starker Frequenz einer Strecke zu einer bestimmten Zeit eine Busverbindung geschaffen würde, statt mehrere Taxis durch die Gegend zu schicken. Hier bräuchte es Anreize für VOR und Land (bzw. auch Gemeinden), den Bus auch zu finanzieren, wenn er sich auszahlen würde.
So wie's ausschaut, motiviert das geplante System nicht dazu! (siehe auch die Kosten für die Gemeinden)

neue Gesellschaft und Ausschreibung in 4 Monaten?

Um das neue System installieren zu können, muss eine neue Gesellschaft (GmbH) gegründet werden, über die die Gemeinden ihre Finanzierungsbeiträge leisten.
Diese Gesellschaft muss dann die Ausschreibung einer Dienstleistung (die Abwicklung des gemeindeübergreifenden Anrufsammeltaxis) übernehmen - und genaugenommen muss dann das beauftragte Unternehmen die Verträge mit den Taxiunternehmen abschließen.


Zeitrahmen: 4 Monate
Dieser Zeitrahmen ist - sagen wir mal - sehr ambitioniert. Wenn die Gemeinden ihre Aufgabe ernst nehmen und Verträge (Gründung einer GmbH, Vergabe einer Dienstleistung) prüfen, bevor sie sie beschließen, ist die Einhaltung dieses Zeitplans unserer Meinung nach nicht machbar.

Plan B?
Was ist die Alternative, wenn es sich in den 4 Monaten nicht ausgeht? Gibt's dann eine zeitlang kein Anrufsammeltaxi? Oder wär's vielleicht möglich, den derzeitigen Vertrag zu verlängern, bis der neue Vertrag steht?

Es wäre schwer fahrlässig, wenn die Gemeinden jetzt "Husch-Wusch" Verträge abschließen, ohne sie (und ihre Auswirkungen) genau zu prüfen!
Momentan schaut's aber so aus - denn die Ausschreibung (Stufe 1=Interessentensuche) soll bereits am 23.11. im Amtsblatt veröffentlicht werden - wem der Inhalt dieser Ausschreibung bekannt ist, wissen wir nicht.

die Kosten für die Gemeinden

Der Plan ist, dass die Kosten für die Gemeinden in etwa gleich bleiben sollen. Aus der Kalkulation geht aber nicht hervor, wer Mehrkosten (bei mehr Fahrten) schluckt (bzw. bei weniger Fahrten "gewinnt"). Es ist auch nicht ersichtlich, ob die der VOR für die Berücksichtigung des Tickets einen Beitrag leistet.

Beim ersten Vertrag (also 3 Betriebsjahre bis März 2018) hat ISTmobil das Risiko von mehr/weniger Fahrten übernommen. Wir wissen jetzt, dass beim "alten System" eine Fahrt mit durchschnittlich rd € 20,-- von Gemeinden UND Land unterstützt wird. (462.000 Finanzierungsbedarf - 21.400 Fahrten gesamt im 2. Betriebsjahr).

Wir wissen aber nicht, ob mit dem neuen System mehr oder weniger Fahrten durchgeführt werden, weil z.B. die Definition der Parallelfahrten noch nicht geklärt ist.

Ziel: bei Bedarf sollte ein Bus das Taxi ersetzen

Schon beim laufenden "Pilotprojekt ISTmobil" haben wir darauf gedrängt, dass bei erhöhtem Taxi-Bedarf auf einer Strecke eine fixe Verbindung (Bus) das Taxi ersetzen sollte. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass es sich für "die Zahler" (Land/VOR und tw. Gemeinde) lohnt.

Korneuburg hat ja jetzt durch Mitfinanzierung die Bedienzeiten des Stadtbusses erweitert (und hat auch schon davor Kostenbeiträge für den Stadtbus geleistet). Auch für andere Busverbindungen gibt es derartige Vereinbarungen. Beim Finanzierungssystem des ISTmobil neu wird diese Leistung aber nicht berücksichtigt. D.h. das derzeitige (und wahrscheinlich fortgesetzte) System der Aufteilung von Fixkosten auf die Gemeinden nach Einwohnerzahl und Finanzkraft motiviert die Beteiligten "Zahler" nicht, für Strecken und Zeiten, für die es sich auszahlen würde, einen Bus zu installieren.

Auch wenn die Landtagswahl ruft... Gemeinden müssen sich damit beschäftigen!

Dass das "neue System" gleichzeitig auch ein "Zuckerl" für die Landtagswahl darstellt, macht die Sache nicht einfacher. Das erklärt natürlich auch das Drängen auf diesen knappen Zeitplan für ein "unausgegorenes" (oder vielleicht auch nur zu wenig erklärtes) Konzept.

Und es erklärt vielleicht auch, dass bisher die Gemeinden bestenfalls über die Bürgermeister "informiert" wurden. Seit dem Sommer habe ich auf die Frage "wissen wir schon, wie's mit dem ISTmobil weitergeht" immer nur gehört, dass die Weiterfinanzierung wahrscheinlich ist.

Beim ersten Pilotprojekt vor 3 Jahren hat der Gemeinderat sich letztlich doch intensiver mit den Verträgen auseinandergesetzt und einige Schwachstellen klären können.
Wir wollen, dass der Korneuburger Gemeinderat das auch jetzt tut - und das neue System hinsichtlich der Kosten für die NutzerInnen, aber auch auf die Auswirkungen für die Gemeinde und den ÖV in Korneuburg prüft..