06.09.2015 22:30

Integration

Flüchtlinge Willkommen in Korneuburg

Korneuburg bekennt sich zur Solidarität bei der Aufnahme von Flüchtlingen - und das ist gut so!
Durch die aktuellen Projekte in der ehem. EDV-Schule und auf dem Gelände des Landesjugendheimes wird das Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen entlastet.

Im zweiten Schritt müssen aber auch die Standards dieser Betreuungseinrichtungen gehoben werden, sodass professionelle Betreuung und Einbindung der Zivilgesellschaft Aufarbeitung und Integration ermöglichen!

rd 200 Flüchtlinge neu in Korneuburg

Die Entlastung des Flüchtlingslagers in Traiskirchen ist unumgänglich - und eine möglichst gute Verteilung der Flüchtlinge (international und national) ist das Gebot der Stunde.

So ziemlich alles ist besser, als der weitere "Flüchtlingsstau" im "Erstaufnahmezentrum Ost".
Noch im September sollen rund 200 Flüchtlinge in 2 Projekten in Korneuburg untergebracht werden. Damit erfüllt Korneuburg "die Quote" an aufzunehmenden Flüchtlingen - Vorzeigeprojekte für erfolgreiche Unterstützung und Integration werden sie aus derzeitiger Sicht nicht:

BMI - Betreuung durch die Firma ORS

Bis zu 100 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in einem Projekt des Innenministeriums (BMI) sollen im Internat der ehemaligen EDV-Schule untergebracht werden. "Betreut" werden sie von der Firma ORS, die sich ja auch in Traiskirchen schon nicht mit Ruhm bekleckert hat. Wie die Betreuung in dieser "Sonderbetreuungsstelle" des BMI, die als erstes Projekt zur Umsetzung des "Durchgriffsrechtes des Bundes" eingerichtet wird, aussehen wird, ist unklar. Klar und bekannt ist, dass die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge z.B. im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen nicht den Standards entspricht, die in NÖ für andere Betreuungseinrichtungen gelten.

Kinder zwischen 14 und 17 Jahren - noch dazu mit einem Rucksack an Erfahrungen aus Krieg und Flucht - brauchen nicht nur einen Deutschkurs, Essen und ein Dach über dem Kopf. Sie brauchen Zuwendung, Ansprechpersonen und vielfach auch professionelle Betreuung bei der Bewältigung von Traumatas.

Professionelle Arbeit ist gefragt - die kann eine gewinnorientierte "Betreuungsfirma" wie die ORS nicht leisten!

In einer "Sonderbetreuungsstelle" des BMI, in einer Großgruppe, wird dies nicht möglich sein. Über Details hält sich das Ministerium in gewohnter Weise bedeckt.



Land Niederösterreich - Betreuung durch die Firma Eder

Auch auf dem Gelände des Landesjugendheimes sollen Flüchtlinge (Erwachsene und Familien) untergebracht werden. Dazu werden Container aufgebaut - die Betreuung übernimmt die Firma Eder.
Dass diese sich im Prinzip auf die Kontrolle der Anwesenheit beschränkt, ist bekannt - entspricht bei der Betreuung von Erwachsenen aber auch den Standards.
Bei der geplanten Betreuung durch 1 Ansprerson (24 Stunden) wird aber die Organisation von Deutschkursen, die Unterstützung bei Behördenwegen und bei der medizinischen Versorgung eine kaum zu bewältigende Aufgabe.

nur professionelle Betreuung ermöglicht rasche Integration

Integrationshaus, Georg-Danzer-Haus u.a. Einrichtungen zeigen vor, dass professionelle Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen eine rasche Integration ermöglichen.

Kleigruppen, Vertrauenspersonen, Beschäftigung: der Mehraufwand ist gut investiert - auch wenn die Flüchtlinge nach einer Zeit wieder in ihre Heimat zurückkehren.


ist das für Österreich leistbar?

Im Integrationshaus und Georg-Danzer-Haus wird die professionelle Betreuung durch Spendengelder mitfinanziert. Die "Pro-Kopf-Tagsätze" decken aber den überwiegenden Teil der Kosten.

Die "billige" Betreuung durch gewinnorientierte Firmen wie die ORS erfolgt ebenfalls über die "Pro-Kopf-Tagsätze" - dass zusätzlich ein "Sockelbetrag" die Grundversorgung z.B. in Traiskirchen sichert, wurde vom Ministerium zumindest nicht bestritten.

Transparenz und Kontrolle - und ein Ende des Mauerns im Ministerium
Jedenfalls ist es sinnvoller, in professionelle Betreuung zu investieren, als in Gewinne einer Schweizer "Betreuungsfirma".

und in Korneuburg? Intervenieren - lästig bleiben - Alternativen suchen

Intervenieren:
Das BMI ist nicht verpflichtet, die ORS mit der Betreuung von Flüchtlingen in neuen Unterbringungen (wie Korneuburg) zu beauftragen. Offenbar wurde dies nun aber getan.
Trotzdem gilt es, weiter zu intervenieren und Bund und Land an ihre Verantwortung zu erinnern!

lästig bleiben:
Ob es möglich sein wird, in die "Sonderbetreuungseinrichtung" zu kommen, ist noch nicht bekannt. Auch in Traiskirchen konnten Missstände nur durch die Hartnäckigkeit von NGOs und BürgerInnen aufgedeckt werden - und trotz Eiertanz von BMI und ORS letztlich Verbesserungen (wenn auch weit weg von den nötigen Standards) erreicht werden.

Alternativen suchen:
Das Durchgriffsrecht des Bundes kann und soll zu einer "gleichmäßigen" Verteilung der Flüchtlinge im Land führen. Es ist "nur" dann anzuwenden, wenn "die Quote" nicht auf andere Art und Weise erfüllt werden kann.
Es ist daher nicht zu spät, die Unterbringung von Flüchtlingen in vernünftigen Gruppengrößen und mit professioneller Versorgung auch anders in der Stadt zu organisieren.